Die Digitalisierung bietet auch für die ambulante und stationäre Pflege ein enormes Potenzial, das weniger Stress im Pflegalltag und mehr Zeit für zwischenmenschliche Begegnungen bedeuten kann. So können u. a. digitale Kommunikationsplattformen, die elektronische Patientenakte oder die digitale Einsatzplanung die Arbeit erleichtern, selbst in kleinen Pflegeinstitutionen.
Doch viele Mitarbeiter/-innen im Pflegebereich fürchten, dass die Technologien ihnen einerseits durch Hürden in der Bedienbarkeit den Alltag nur schwerer machen und andererseits ihre Arbeitskraft ersetzen könnten. Ihnen fehlt bislang teilweise noch der richtige Zugang zu digitalem Know-how sowie die entsprechende Begleitung des unternehmenskulturellen Wandels. Anders als in größeren Einrichtungen haben KMU aus diesem Bereich nicht die gleichen Mittel zur Planung, Umsetzung und ordentlichen Einführung in digitale Arbeitsprozesse.
Die Themen IT-Sicherheit, Datenschutz sowie digitale Qualitätssicherung erfordern Kenntnisse bei den Pflegenden, die in die neugeordnete Ausbildung zur generalisierten Pflegefachkraft aufgenommen werden müssen.
Leitlinien Pflege 4.0
Vor diesem Hintergrund gilt es, insbesondere die Pflegekräfte zu motivieren, ihre praktischen Erfahrungen, um digitales Wissen zu ergänzen. Bereits 2017 veröffentlichte die Gesellschaft für Informatik e. V. ausführliche Leitlinien zur Pflege 4.0 in denen sie feststellte:
„In Bezug auf einen schnellen Erwerb neuer praxisbezogener Kompetenzen für den Umgang mit technischen Innovationen kommt dem arbeitsplatzbasierten Lernen eine entscheidende Bedeutung zu.
Der Erwerb digitaler Kompetenzen sollte im Rahmen eines modularen, mit passgenauem Medieneinsatz und ebensolchen Methoden gestalteten Weiterbildungskonzepts gefördert werden, das sich an den zeitlichen Rahmenbedingungen der Beschäftigten, ihrer Vorbildung, möglichen Ängsten und den Bedarfen der Pflegebedürftigen orientiert.“ (Quelle)
Oft liegt der Fokus von Weiterbildungen für Pflegende auf umfangreichen Fortbildungen als Bestandteil von Aufbauqualifizierungen. Diese beinhalten zwar zunehmend auch digitale Themen, schließen aber diejenigen aus, die keine Aufbauqualifizierung anstreben. Gerade für den Erwerb digitaler Kenntnisse bei langjährigen Pflegefachkräften sind neue und kürzere Formate – sogenannte Microlearnings – notwendig, die arbeitsplatznah durchgeführt werden können (siehe auch).
Kompetenzen 4.0 vernetzt Pflegeinstitutionen und Bildungsträger
Hier setzt das Projekt „Kompetenzen 4.0“ an: Es vernetzt Personalverantwortliche aus der ambulanten und stationären Pflege mit Bildungsanbietern, um passende sowie kurze Weiterbildungseinheiten zu entwickeln. Ein erster Austausch fand im „Branchenforum Pflege – Weiterbildung wird digital“ am 20. September 2021 online statt.